lyrics
O kalt weht der Wind über leeres Land,
O leichter weht Asche als Staub und Sand!
Und die Nessel wächst hoch an geborstner Wand,
Aber höher die Distel am Ackerrand!
Es war ein Land, - wo bliebst Du, Zeit?
Da wogte der Roggen wie See so weit,
Hof auf, Hof ab, wie ein Herz so sacht,
Klang Klopfen der Sensen in heller Nacht.
Es war ein Land, - im Abendbrand
Garbe an Garbe im Felde stand.
Hügel auf, Hügel ab, bis zum Hünengrab
Standen die Hocken, brotduftend und hoch.
Es war ein Land, - der Nebel zog
wie Spinnweb, das um den Wacholder flog,
Ein Stern mir blinkte, fern und allein,
Und Du hörtest im Forst die Hirsche schrein.
Es war ein Land, - der Ostwind pfiff,
Da lag es still wie im Eis das Schiff,
Wie Daunen deckte der Schnee die Saat
Und deckte des Elchs verschwiegenen Pfad.
Es war ein Land, - wir liebten dies Land, -
Aber Grauen sank drüber wie Dünensand.
Verweht wie im Bruch des Elches Spur
Ist die Fährte von Mensch und Kreatur,-
Sie erstarrten im Schnee, sie verglühten im Brand,
Sie verdarben im Elend in Feindesland,
Sie liegen tief auf der Ostsee Grund,
Flut wäscht ihr Gebein in Bucht und Sund,
Sie schlafen in Jütlands Schoß, -
Und wir letzten treiben heimatlos,
Tang nach dem Sturm, Herbstlaub im Wind, -
Vater, Du weißt, wie einsam wir sind!
credits
from
Vente Vent,
released March 20, 2018
Musik: MW
Text: Agnes Miegel
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